Gebaut in OWL

Ein architekturgeschichtlicher Streifzug

Von Rolf Schönlau, Katja Schoene, Michael Bischoff
Bonifatius Verlag 2014

Nein, „owl“ hat nichts mit dem englischen Wort für „Eule“ zu tun.
Es ist die Abkürzung von Ostwestfalen-Lippe, doch Autoren und Verlag  gingen wohl davon aus, daß jedem Leser diese Abkürzung geläufig ist und angesichts des Titels keinerlei Fragen auftauchen.

Das schöne Buch hat denn auch nichts Kryptisches, sondern ist eine hervorragend und sorgfältig gemachte Publikation über eine Architekturgeschichte auf engstem Raum - OWL ist 65oo km2 groß - die vom frühen Mittelalter über die Romanik,  Gotik, Renaissance, Barock, Klassizismus, Historismus, Jugendstil, Moderne des 2o.Jahrh. und der Gegenwart reichen.

Die Fotografien sind beeindruckend und informativ, es gibt keine Briefmarkenformate. Der Text ist knapp und dennoch umfassend genug,  um sich gründlich zu informieren, und er ist ungemein lesbar, sprich: verständlich. Das Buch ist kein direkter Architekturführer, obwohl es als solcher benutzt werden kann. Doch dafür fehlen leider Grundrisse.
Es ist eher als Einführung in die Architektur einer Region gedacht, von der die meisten Mensch wenig wissen und sie für tiefste Provinz halten. Dabei war sie in karolingischer Zeit um ca. 8oo n.C. bis ins  Mittelalter  zentraler Schauplatz europäischer Geschichte.

Aus dieser Zeit stammen viele der behandelten Bauten. Man staunt über ihre Kraft und Schönheit - übrigens sind die meisten aller Bauten in vorzüglichem Zustand, ein Beweis dafür, daß die erst 1947 entstandene Region OWL schon früh den Wert ihrer Architektur erkannt und in sie investiert hat. Besonders beeindruckend ist die schiere Zahl und Pracht von Renaissancedenkmälern der Region, die keineswegs nur der  räumlichen Nähe der Weserrenaissance geschuldet ist.

Der Qualität der alten Architektur entspricht die der Moderne und Gegenwart, gipfelnd im Museum MARTa in Herford von Frank Gehry, das mit Abstand der verwegenste Bau der letzten Jahre ist, sich aber vom architektonischen Eyecatcher immer mehr zum kulturellen Mittelpunkt der Region entwickelt.
Erfreulich, weil selten sind die Exkurse zwischen den Artikeln über mittelalterlichen Städtebau, über Bauernhausarchitektur, über Wehr - und Militärbauten sowie über technische Denkmäler der jeweiligen Zeit. Diese Themen spielen in Architekturbüchern meist nur eine Ausnahmerolle, hier sind sie gut illustriert und erklärt und ergänzen die Fachkapitel aufs Beste.