Ich stieß auf die Freimaurer bei der Abfassung meiner Dissertation. Darin wurden u. a. Themen wie Geheimbünde,, Einweihungsrituale, die Bedeutung zahlreicher Symbole und das Thema Magie gestreift.
Das Interesse an diesen Themen ist bis heute geblieben.
Heute Abend möchte ich in meinem Vortrag über die Freimaurer einerseits eine gewisse Aufklärung betreiben, andererseits einige Vorurteile bereinigen – wenn ich kann.
Wer sind die Freimaurer?
Wikipedia definiert die Freimaurer als „ethischen Bund freier Menschen mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu Selbsterkenntnis führt und zu menschlicherem Verhalten“. Deshalb lautet das Motto der Freimaurer „Erkenne Dich selbst“.
Weltweit gibt es ca. 4 bis 5 Mio. Freimaurer, in Deutschland vielleicht 15500 (2015). Mitglieder sind alle Berufssparten und viele berühmte Menschen wie Mozart, Goethe, Newton, da Vinci, Roosevelt, Washington, Churchill, Louis Armstrong, Friedrich der Große, von Blücher, Stresemann und Aristide Briand, ein Friedensnobelpreisträger aus dem Jahre 1926.
Frauen sind bei den Freimaurern im Prinzip nicht zugelassen. Diese Tatsache resultiert aus dem Umstand, dass es zur Zeit der Entstehung der Freimaurerei keine weiblichen Steinmetze in den mittelalterlichen Bauhütten gab. In dem im Jahre 1723 erschienenen Konstitutionsbuch der Großloge von England wurde die Mitgliedschaft von Frauen in Logen untersagt. 1785 erschien im Teutschen Merkur eine Erklärung der deutschen Freimaurerei über die Frauenfrage. Darin heißt es wörtlich: „Die Herzen der Freimaurer stehen den Frauen offen, aber die Logen sind ihnen verschlossen.“ Hier wird besonders auf die innere Einkehr verwiesen, die Freimaurerei Männern bieten soll. Logen sollen ein geschützter Raum sein, in dem sich Männer wie Frauen auf die freimaurerische Arbeit konzentrieren und sich nicht durch Äußerlichkeiten ablenken lassen. Seit 1950 gibt es auch einige weibliche Logen.
Der salomonische Tempel
Freimaurer treffen sich regelmäßig in sog. Logen, ein Name, der sich von engl. Lodge = Hütte ableitet. Der Begriff wurde erstmalig 1278 verwendet und meint einerseits die Vereinigung, andererseits den Treffpunkt. Dieser soll an den salomonischen Tempel in Jerusalem erinnern, das zentrale Heiligtum der Juden, der ab 941 v. C. als Nationalheiligtum benutzt und zweimal völlig zerstört wurde.
Die Idee und der Bau des salomonischen Tempels, dessen ursprüngliche Gestalt unbekannt ist, ist das Vorbild für den Tempel der alle Menschen miteinander verbindenden Humanität, der die Freimaurer anhängen. Dies führte schon früh dazu, dass man sie für einen Teil der sog. jüdischen Weltverschwörung hielt und sie zum Mittelpunkt unterschiedlichster Verschwörungstheorien machte. Sie haben sicher schon von dem Schriftsteller Dan Brown gehört, der in seinem Bestseller „Sakrileg“ die Rosenkreuzler und Illuminati mit den Freimaurern zusammenbrachte, was so nicht stimmt. Böswillige Gerüchte werfen den Freimaurern vor, die Weltherrschaft anzustreben, für Deutschlands Niederlage im 1. Weltkrieg sowie für den Anschlag des 11. September 2001 in den USA verantwortlich zu sein wie auch derzeit für die weltweite Coronapandemie. Kaum jemand fragt bis heute, was Freimaurer wirklich wollen.
Das sog. Geheimnis der Freimaurer
Dass den Freimaurern dunkle Geheimnisse nachgesagt werden, hat viele Gründe. Nicht zuletzt auch, weil man sich um eine Mitgliedschaft nicht bewerben kann, sondern berufen wird und dann ein Schweigegelübde ablegen muss. Dies galt und gilt bis heute für die meisten Bünde. Inzwischen ist es auch möglich, sich in einigen Logen zu bewerben. Es ist aber nicht sicher, ob man angenommen wird. Vor der Aufnahme gibt es eine Abstimmung unter den Brüdern ... Das ist nicht anders als bei den Soroptimistinnen.
Es gibt unzählige Bücher über die Freimaurer, aber bis heute ist wenig Konkretes bekannt über die Art und Inhalte ihrer Rituale und Symbole. Die Verschwiegenheit der Freimaurer hat, seit es sie gibt, Misstrauen geschürt. Aber das Schweigen ist keine Geheimniskrämerei oder Verschwörung, sondern ein Schutz ihrer Privatsphäre. Befreit man sich von Misstrauen und Argwohn und nimmt den Freimaurern ab, dass ihre Grundideen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität sind und ihr oberstes Gebot „Erkenne Dich selbst“, dann begreift man, dass das Erlebnis und die Konzentration der spirituellen Erfahrung des inneren Wachsens nichts ist, worüber man spricht, was man erklären will und in die Welt hinaus posaunt.
Der Freimaurer arbeitet am eigenen Bewusstsein und sucht die Entdeckung eines inneren Weges zu einem besseren Selbst. Einweihungsriten begleiten und symbolisieren diesen Weg. Wer eingeweiht wird, lässt sein altes Ich hinter sich und wird im Lichte eines neuen Bewusstseins quasi wieder geboren. Die dabei benutzten Symbole illustrieren dieses Ereignis.
Man hat den Freimaurern häufig vorgeworfen, dass eine Geheimhaltung ihrer Riten und der Inhalte, an die sie glauben, nur möglich sei auf Grund einer psychischen Abhängigkeit ihrer Mitglieder. Das ist falsch. Die Freimaurer haben in ihrer Geschichte das Auf und Ab vieler politischer, gesellschaftlicher und inhaltlicher Veränderungen mitgemacht. Nichts ist beständiger als der Wandel, wie der italienische Schriftsteller Tomasi de Lampedusa (1896-1957) es in seinem Ausspruch nannte: „Alles muss sich ändern, damit es bleibt, wie es ist“. Wer sich dem Zeitgeist des Wandels öffnet, der läuft Gefahr, alles zu verraten, was ihn ausmacht. Was einmal öffentlich gemacht wurde, lässt sich dann nicht mehr zurück holen.
Entstehung und Gründung
Die Anfänge der Freimaurer liegen im 12.Jahrhundert in den Bauhütten der gotischen Kathedralen. Die Bünde waren Orte des Wissens.
Die Wunderwerke der Dome stellten den Versuch dar, etwas vorher nie da Gewesenes zu Ehren Gottes zu erstellen. Mathematik und Statik gab es noch nicht, die Baumeister und Steinmetze setzten persönliche Erfahrungen um, die sie in Skizzen und Zeichnungen festhielten. Ihre Zeichenbücher waren ein kostbares Gut, das sie vor allen anderen geheim hielten. Da sie ein wandernder Berufsstand waren, der von einer Baustelle in Europa zur nächsten unterwegs war, trugen sie ihr Wissen mit sich herum. Diese Unterlagen aber konnten verloren gehen oder gestohlen werden. Deswegen gründete man vornehmlich in den aufstrebenden Städten sog. Logen, Häuser des Berufsstandes,
wo diese Unterlagen gelagert und aufbewahrt wurden, wenn ein Baumeister dies wünschte.
Die heutigen Freimaurer greifen in ihrem Namen, in ihren Ritualen
und Symbolen auf diese frühe Zeit zurück. Bis heute nennen sie ihre drei Einweihungsstufen nach der Maurerordnung am Bau: Lehrling, Geselle, Meister. Der Leitsatz des Lehrlings lautet „Schau in dich“, der des Gesellen „Schau um dich“, der des Meisters „Schau über dich hinaus.“ Diese Sätze verraten keine Geheimnisse, sie beschreiben vielmehr die Brüder auf dem unterschiedlichen Wege der Erkenntnis.
Der raue Stein
Die meisten der bei ihren Zeremonien verwendeten Symbole stammen vom Bau: der Zirkel, das Dreieck, das Lot, die Waage. Das Winkelmaß steht für aufrechtes Leben und für Regeln und Ordnung. Der Zirkel symbolisiert den Kreislauf des Lebens der Gemeinschaft und den inneren Freiraum des Menschen. Der Zeremonienmeister trägt einen Schurz zum Schutz vor den Steinen am Bau; der hohe Hut, eine Art Zylinder, der in einigen Bünden im Ritual getragen wird, ist ein Symbol der Freiheit und charakterisiert seinen Träger als freien Mann, der geht, wann und wohin er will. Die weißen Handschule symbolisieren innere Reinheit trotz des staubigen Berufes. Da jede Loge anders ist, variieren Abzeichen und Rituale.
Eine ganz besondere Rolle spielt der sog. raue Stein. Rau ist er ein Stein wie jeder andere. Erst behauen und bearbeitet ist er von Wert und trägt zum Wunder eines neuen Baus bei. Der raue Stein meint den Freimaurer selbst. Der Suchende muss den rauen Stein, d. h. sich selbst bearbeiten, um zum kubischen Stein zu werden. Erst aus der großen Zahl bearbeiteter Steine entsteht dann ein Gebäude der Vollkommenheit. Jeder Freimaurer arbeitet an seinem persönlichen rauen Stein, nicht an dem des Bruders.
Symbole
Sie sind Werkzeuge oder Zeichen der Erkenntnis. Häufig haben sie eine tiefere Bedeutung, als es zunächst erscheint. Ein allgemeines Beispiel: eine weiße Taube ist biologisch nur ein Vogel, als Symbol steht sie für Frieden. Symbole stellen komplizierte Zusammenhänge kompakt dar, sie übersteigen jede rationale Ebene. C. G. Jung nannte sie Archetypen, Ursymbole, in denen sich das kollektive Unbewusste zeigt. Ein Symbol kann auch eine Zahl oder eine Handlung sein. Ein weiteres Bespiel: Der Mithraskult, der als Vorbild für sehr viele Geheimbünde diente, war ein Kult der römischen Legionäre, in deren Mittelpunkt der persische Sonnengott Mithras stand. Der Adept, also derjenige, der in eine höhere Stufe eingeweiht werden sollte, wurde in einen Sarg oder in eine Kiste gelegt, nachdem man ihm seine alten Kleider abgenommen hatte. Der Deckel wurde dann über ihm geschlossen, und wenn er wieder aufgemacht wurde, erhob sich ein neuer Mensch aus dem Sarg, bereichert, verwandelt, gewachsen. Man kleidete ihn gewöhnlich weiß ein und entließ ihn in ein neues Leben. Dieses Symbol des geistigen Absterbens des alten Ichs und der Wiederauferstehung als neuer Mensch findet sich in vielen Geheimbünden. Wie genau diese Einweihung in einen höheren Grad bei den Freimaurern praktiziert wird, ist von Loge zu Loge anders.
Ritual, Zeremonie, Lichtsymbolik
Das Ritual, eine symbolische Handlung und ein spirituelles Erfahrungsmoment, schafft für die Mitglieder einen symbolischen Raum und eine symbolische Zeit. Darin arbeitet jeder Freimaurer an sich selbst, aber – verbunden durch dieselben Ziele z.B. in Wechselgesprächen – auch miteinander. Das Ritual kann sich ändern, je nachdem welches Thema – brüderliche Liebe oder innere Erleuchtung – bearbeitet wird.
Ein wichtiges Thema der freimaurischen Symbolwelt ist die Lichtsymbolik. Licht steht in allen Kulturen für Aufklärung, Hoffnung und Ordnung. Licht ist das wichtigste Medium der Spiritualität. Was das Licht für die Augen, das ist die Wahrheit für den Geist des Menschen. Unwissenheit und Vorurteil verhalten sich zur Wahrheit wie Finsternis und Dunkel zum hellen Tag. Ein komplexes Sinnbild für die Suche nach Wahrheit ist die sog. Lichteinbringung, der Höhepunkt bei der Einweihung jeder neuen Loge. Auch wir Soroptimistinnen zünden bekanntlich Kerzen an, wenn wir ein neues Mitglied aufnehmen.
Aufklärung
Mit der Bedeutung des Lichtes geht das Thema der „Aufklärung“ einher. Aufklärung heißt Licht ins Dunkel bringen, auch in das eigene Dunkel. Erkenne Dich selbst, dieser sokratische Imperativ, heißt, sich selbst ohne Angst auch seinen negativen Eigenschaften zu stellen. Der Mensch kann wachsen und sich verändern, aber er muss sich zunächst annehmen, wie er ist, im Guten wie im Schlechten. In der Aufklärung im 18.Jahrhundert erlebten die Freimaurer mit Goethe, Lessing und Herder in Deutschland eine Renaissance. Sie gewannen mehr Mitglieder, mehr Einfluß, mehr Glaubwürdigkeit. Viele der heute noch existierenden Logen gründeten sich damals.
Aufklärung bedeutet die Herstellung von Verhältnissen, in denen das Falsche, die Täuschung, der Schein die Gedanken und Gefühle des Menschen vernebeln. In unserer Zeit der fake news ist Aufklärung über Weltdeutungen, moralische Einstellungen, politische Überzeugungen und Wahrheitsansprüche besonders wichtig. Aufklärung wurde von Kant so erklärt:“ Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen…Habe Mut. dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, ist der Wahlspruch der Aufklärung. Die Maxime, jederzeit selbst zu denken, ist die Aufklärung“.
Die Freimaurer trugen die Aufklärung in allen Inhalten mit. Sie forderten die Freiheit des Einzelnen, eine bessere Bildung für alle, die Kontrolle der Kirchen, die Emanzipation der Frau. Da konservative Kreise dies alles ablehnten und darauf bestanden, dass der „kleine Mann“ nicht zu viel wissen dürfe, wurden sie zum Feindbild reaktionärer Kräfte. Sie waren jedoch keine Revolutionäre. Dennoch wurden sie mit der Französischen Revolution 1789 in Verbindung gebracht und weltweit - auch in Amerika- von den Regierungen verfolgt.
Tugenden
Die Freimaurer versuchen, sich in der Gruppe ihrer Brüder selbst aufzuklären. Ihr Wahlspruch „Erkenne Dich selbst“ ist dafür die Grundlage. Anders ausgedrückt, die Freimaurer versuchen, gute Menschen zu sein und bessere zu werden. Sie bemühen sich darum, Tugenden zu leben. Tugend ist ein altmodisches Wort. Nach Aristoteles ist Tugend, das richtige Maß zwischen zwei Extremen zu finden. Tugenden sind keine feststehenden Eigenschaften, jede Generation muss sie für sich neu formulieren. Edith Piaf meinte, Tugend sei, wenn man so lebe, dass es keinen Spaß mache. Aber Tugend muss ja nicht graue Freudlosigkeit bedeuten.
Es gibt unterschiedliche Tugenden. Die weltlichen sind Weisheit, Mäßigkeit, Tapferkeit und Gerechtigkeit, grundsätzliche Verhaltensvorschriften für unsere alltägliche Lebensbereiche. Die Kardinaltugenden, die schon den griechischen Philosophen bekannt waren, lauten Ordnungsliebe, Sparsamkeit, Fleiß und Pünktlichkeit. Auch sie sind auf die praktische Bewältigung unseres Alltags gerichtet. Von allen diesen Tugenden haben wir eine Veranlagung in uns; sie sind uns nicht aufgezwungen. Für die Freimaurer kommen zu den genannten Tugenden noch Verschwiegenheit, Vorsicht, Mäßigkeit und Barmherzigkeit dazu.
Woran erkennt man die Freimaurer?
Freimaurer bilden keine philosophische Schule, sie sind kein Kampfbund, keine geheime Macht. Man erkennt sich gegenseitig an einem speziellen Wort, einem besonderen Händedruck, vor allem aber an der Atmosphäre.
Beim Entstehen der Atmosphäre spielen viele Faktoren zusammen. Atmosphäre ist mehr als ein durch Architektur und Einrichtung, Dekoration und Musik, Licht und Schatten bestimmter Raum. Sie ist nichts Statisches, sondern in erster Linie ein Geschehensablauf, und das Entscheidende ist die Kommunikation und das Korrespondieren der Brüder. Korrespondieren geschieht in Gelassenheit, Toleranz und Akzeptanz. Nicht Abgrenzung schafft eine fruchtbare Atmosphäre, sondern das Arbeiten miteinander.
Spiritualität
Die Keimzelle freimaurischer Atmosphäre ist die Tempelarbeit. Sie ist Mittel, Sinn und gelebte Spiritualität. Sie ist Kontemplation und Reflexion, sie ist ein kreatives und emotionales Erlebnis, aber sie ist kein Gottesdienst. Auch wenn sich Teile des Ablaufes vielleicht ähneln.
Spiritualität ist die Beschäftigung mit Sinn – und Wertefragen. Wenn der leitende Meister sagt: „Die Loge ist geöffnet“, dann meint er damit, daß sich das Bewusstsein aller Brüder für eine neue Erfahrung öffnet. Dann ereignet sich, was Nietzsche so nannte: „Die größten Ereignisse sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden“.
Spiritualität bedeutet die Bereitschaft und Einübung der Reflexion über Grundlagen menschlicher Existenz, die Solidarität mit anderen Menschen, eine Empfänglichkeit für die Sphäre des Moralischen, die Verbundenheit mit dem Ästhetischen und die Offenheit für das Schöne.
So unterschiedlich eine Loge von der anderen ist, ob sie sich der Aufklärung und Rationalität verpflichtet fühlt oder sich als Mysterienkult sieht, die Freimaurerei ist keine Religion.
Ethischer Bund oder Religionsgemeinschaft?
Katholiken -und übrigens auch Muslime – dürfen keine Freimaurer sein. Dies wurde zuletzt noch einmal von Benedikt XVI bestätigt. 1984 hieß es in einem Beschluss: “Sie befinden sich im Stand schwerer Sünde und dürfen nicht an der heiligen Kommunion teilnehmen.“ Freimaurerei aber ist keine Religion. Sie hat nie diesen Anspruch erhoben.
Freimaurer teilen Werte, die sich auf den Menschen im Hier und Jetzt beziehen, nicht auf das Jenseits. Sie fragen nicht nach dem religiösen Glauben, nicht nach Partei- oder Nationalzugehörigkeit. Auch ein Atheist kann Freimaurer werden. Dennoch glauben bis heute viele Kritiker daran, dass Freimaurerei eine Art von Religion oder Religionsersatz sei, Genau dies aber will und wollte die Freimaurerei nie sein. Sie kennt kein Glaubenssystem und weder Theologie noch Dogma. Die Freimaurer haben keinen gemeinsamen Gottesbegriff. Wenn sie vom „großen Baumeiste“ sprechen, dann hat das nichts mit einem allmächtigen Gott zu tun. Der große Baumeister als umfassendes Symbol für den Sinn freimaurerischer Arbeit ist keine Gottesfigur, sondern ein Sinn gebendes Prinzip, das den transzendenten Bezug des Menschen verdeutlicht. „Was die Freimaurer verbindet, ist die brüderliche Liebe, die Grundstein und Schlüsselstein ist.“
Der Freimaurer pflegt ein entspanntes und selbstbewusstes Verhältnis zu den großen Religionen. Hans Küng fasste es 2007 so zusammen: „Mit vielen anderen in allen christlichen Kirchen teile ich die Überzeugung, dass ein Christ Freimaurer sein kann und ein Freimaurer Christ. Besonders in den USA; in Italien und Österreich ist die Zugehörigkeit zu Kirche und Freimaurerei alltägliche Praxis. Hier und da gehören auch herausragende Vertreter der römisch-katholischen Kirche dem Bund an. Und gerade, dass der Freimaurerbund als solcher dogmenfrei sein will, ermöglicht die Mitgliedschaft sowohl eines religiösen Gläubigen als auch Vertretern anderer Weltanschauungen, solange sie tolerant und den Idealen der Menschlichkeit verpflichtet sind.“
Noch einmal: Freimaurerei ist kein Heilsweg, sondern ein Weg zur Bewährung des Einzelnen im Hier und Jetzt.
Vortrag auf der Basis frei zugänglicher Texte im Internet.